E-Auto – vollladen in 10 Minuten
Der marokkanische Wissenschaftler und Ingenieur Rachid Yazami arbeitet derzeit an einer Technologie, die den Markt für Elektroautos aufwirbeln wird. „800 Kilometer Reichweite mit zehn Minuten an der Ladesäule“ lautet Yazamis Traum. Es wäre nicht das erste Mal, dass Yazami für eine Revolution in der Branche sorgt.
In der Energiespeicherbranche ist der Name Dr. Rachid Yazami ein Begriff. Er ist der Erfinder der Graphit-Anode, die er sich in seinem ersten Jahr als Doktorand ausgedacht hat und ohne die heutige Lithium-Ionen-Akkus, wie sie auch in Elektroautos verbaut werden, nicht annähernd so leistungsfähig wären.
„Im Jahr 2019 wurden weltweit 10 Milliarden Akkus produziert. In 98 Prozent davon wurde die Anode verwendet. Jedes Handy und Elektroauto, jeder Energiespeicher hat meine Anode“, erklärt der gebürtige Marokkaner. Heute bereitet Yazami jedoch die nächste Revolution vor.
„Wir haben eine neue Technologie entwickelt, die die schnellste Ladetechnologie für Batterien weltweit ist. Kürzlich haben wir den Ladevorgang von High-Density-Akkus in zehn Minuten abgeschlossen. Wenn Sie das mit Tesla und deren 70 Minuten vergleichen, sind wir siebenmal schneller.“
Yazami erklärt inm Interview, dass die neue Schnellladetechnologie mit einem neuen Ansatz arbeitet, um Strom in einer solchen Geschwindigkeit zu speichern. „Traditionell wurden Batterien durch das Anlegen von konstantem Strom aufgeladen, ähnlich wie man einen Benzintank auffüllt, indem man die Zapfpistole einsteckt und zu tanken beginnt“, sagt der Wissenschaftler.
Yazamis Methode arbeitet dagegn mit einer „nichtlinearen Voltammetrie“, welche die Spannung kontrolliert, anstatt den Stromfluss zu steuern.
Man müsse sich die Spannung wie Sprossen einer Leiter vorstellen, erklärt Yazami. Die Spannung müsse konstant bleiben, also auf einer Sprosse der Leiter, bis bestimmte Parameter erfüllt sind und sie zur nächsten Stufe aufsteigen kann, um schließlich die Spitze der Leiter zu erreichen, wenn der Akku vollständig geladen ist. Diese Methode gewähre den Akkus während des Ladevorgangs eine Pause, was ihr Verhalten beeinflusse: „Die Geschwindigkeit, mit der eine Batterie geladen wird, hängt von ihrer Belastbarkeit ab“, sagt Yazami. „Man muss die Batterie glücklich machen.“
Diese Methode, den Akku zu laden, sei auch für die Lebensdauer des Energiespeichers von großem Vorteil: „Die Technologie, die das schnelle Laden ermöglicht, verlängert auch die Lebensdauer der Batterie, indem sie Belastungen vermeidet. Anstatt die Batterie fünf Jahre lang zu behalten, kann man sie zehn Jahre lang behalten, weil die Art und Weise, wie wir die Batterie aufladen, sie nicht unter hohen Temperaturen oder hohe Strombelastung setzt“, erklärt der Wissenschaftler. In seiner Traumvorstellung ermöglicht die Technologie 800 Kilometer Reichweite mit einem Ladevorgang von zehn Minuten.
Es gibt zwar noch keine genauen Details zum Fortschritt von Yazamis Projekt oder einem möglichen Marktstart. Aber es wird mit Sicherheit nicht mehr lange dauern, bis diese Technologie ihre Marktreife erlangt und damit einen der großen Nachteile der E-Mobilität – die lange Ladedauer- ausräumt. Die Akkutechnologie wird sich in den kommenden Jahren enorm weiterentwickeln und weit über den Einsatz in Autos und Motorroller hinaus ausbreiten. Schnelle Ladezeiten sind dabei entscheidend.